ESG Fakt ist: nach “Nie-wieder-Krieg”, Abschaffung der Wehrpflicht und Kürzung des Verteidigungsetats, hat die deutsche Rüstungsindustrie in den vergangenen zwei Jahren weltweit Aufmerksamkeit erlangt. Die Bundesregierung hat 2023 so viele Rüstungsexporte genehmigt wie nie zuvor. Der Ukraine-Konflikt hat zu einem erhöhten Bedarf an militärischen Ausrüstungen und Technologien geführt, was wiederum Investoren auf die lukrativen Möglichkeiten in der Branche aufmerksam gemacht hat. Doch wie steht es um ethische- und Nachhaltigkeitsaspekte solcher Investments? Wir werfen einen Blick auf die Geldanlagen in der Rüstungsindustrie, diskutieren Renditechancen und beleuchten die Frage der ESG-Verantwortung.
Renditechancen in der Rüstungsindustrie:
Die Rüstungsindustrie gilt traditionell als Sektor mit stabilen, eher schwankungsarmen Renditechancen. Der steigende Bedarf an modernen Waffensystemen und Verteidigungstechnologien in Zeiten geopolitischer Spannungen führt zu einem wachsenden Markt für Unternehmen dieser Branche. Deutschlands Rüstungsunternehmen, darunter bekannte Namen wie Rheinmetall, ThyssenKrupp und Diehl Defence, Krauss-Maffei-Wegmann, haben von dieser Nachfrage profitiert. Der wirtschaftliche Aufschwung in der Rüstungsindustrie hat dazu geführt, dass Anleger vermehrt ihr Interesse an diesem Sektor bekunden, in der Hoffnung auf stabile Renditen und langfristiges Wachstum.
Ob dies verwerflicher ist, als Aktien von Bergbauunternehmen mit Minen in Afrika zu handeln?
Environmental, Social und Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) Trotz der teilweise erheblichen Renditechancen, die die Rüstungsindustrie bieten mag, sind ethische und soziale Bedenken in Bezug auf Investitionen in diesem Sektor nicht zu vernachlässigen. Waffenproduktion- und Handel sind umstritten und können zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen und Konflikten beitragen. Unter anderem kann nicht garantiert werden, dass Waffen nicht auch außerhalb bestimmter Konfliktregionen genutzt werden oder an andere Orte verbracht werden. Waffen der US Army und der ehemaligen Sowjetunion sind beispielsweise heute in Afghanistan zu finden. Investoren müssen daher abwägen, ob ihre Geldanlagen mit ihren ethischen Werten und sozialen Verantwortlichkeiten vereinbar sind. Unternehmen in der Rüstungsindustrie stehen zunehmend unter Druck, ihre Aktivitäten transparenter zu gestalten und Maßnahmen zur Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) zu ergreifen.
ESG-Verantwortung und nachhaltige Geldanlagen:
Im Kontext der Rüstungsinvestments erfordert eine verantwortungsbewusste Geldanlage, dass Anleger und Zielfonds die ESG-Kriterien berücksichtigen. Unternehmen, die sich um Umweltschutz, soziale Verantwortung und gute Governance-Praktiken bemühen, könnten in einem positiveren Licht stehen. Investoren können beispielsweise nach Rüstungsunternehmen suchen, die sich aktiv für Rüstungskontrollen und Abrüstungsinitiativen einsetzen oder ihre Technologien auch für zivile Zwecke nutzen. Durch gezielte Investitionen in Unternehmen, die sich für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Rüstungsproduktion einsetzen, können Anleger ihre ESG-Ziele besser in Einklang mit ihren monetären Zielen bringen. Man sollte weiterhin berücksichtigen, dass es viele Unternehmen gibt, die sowohl im zivilen-, als auch auf dem Verteidigungssektor tätig sind (zum Beispiel: MAN, Airbus, MTU). Auch sind Zulieferer wie Jenoptik, Palantir und Siemens somit Quasi-Rüstungsfirmen.
Die Geldanlagen in der Rüstungsindustrie bieten zweifellos Renditechancen. Jedoch sollte dies nicht auf Kosten ethischer und nachhaltiger Überlegungen gehen. Eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl finanzielle Aspekte, als auch ESG-Regeln berücksichtigt, könnte der Schlüssel zu einer langfristig erfolgreichen Geldanlage in diesem umstrittenen Sektor sein. Investoren sind aufgefordert, sorgfältig zu prüfen, welche Unternehmen ihren ethischen Standards entsprechen und einen Beitrag zu einer verantwortungsbewussten Rüstungsindustrie leisten. Gegebenenfalls kann moralischen Belangen damit Genüge getan werden, andere Zielbranchen zu eruieren.
Quellen: https://twitter.com/Die_Gruenen/status/1440316635126980623, abgerufen am 25.02.2024, https://www.knds.de/systeme-produkte/kettenfahrzeuge/kampfpanzer/leopard-2-a7/, abgerufen am 25.02.2024, https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ruestung-exporte-regierung-100.html, abgerufen am 25.02.2024 https://de.statista.com/infografik/17429/deutsche-militaerausgaben/
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